Ligurien ist dank der Tatsache, dass es sich um eine Gegend mit Meer und Bergen dahinter handelt, ein sehr interessantes Reiseziel, auch für alle, die gerne Motorrad fahren. Es gibt sehr viele hügelige Strecken, die Sie auf die Höhe bringen, ohne dabei das Meer aus den Augen zu verlieren.
Wir haben Ihnen bereits einige Vorschläge bezüglich des westlichen Teils gemacht, daher möchten wir Sie jetzt nach Levante bringen, um mit dem Motorrad den Golfo Paradiso, den Golfo del Tigullio und den Golfo dei Poeti zu erkunden, sowie noch viele weitere Orte.
Von Genua bis Portofino – entlang der ligurischen Riviera
Genua (italienisch: Genova) wird auch “La Superba” genannt, und man muss nur ein wenig in seinem historischen Zentrum bummeln und die zahlreichen Palazzi und antiken Residenzen bewundern, um dies zu verstehen. Innerhalb des Stadtgebietes befindet sich die kleine Ortschaft Boccadasse, eine einst von Fischern erbaute historische Fraktion, mit Häusern, die in Blickrichtung Meer konstruiert wurden, und einem charakteristischen Strand. Von den Aussichtspunkten wie beispielsweise der “Spianata di Castelletto” aus gesehen haben Sie einen vollständigen Überblick über die Stadt.
Um die Reise zu beginnen, halten Sie sich zunächst in Richtung Osten, und auf der SS1 -auf dem Weg nach Rapallo– werden Sie dann in weniger als einer Stunde ankommen. Hier sollten Sie Ihre Fahrt unterbrechen und einen Spaziergang entlang der schönen mit vielen Palmen und Blumen versehenen Strandpromenade “Vittorio Veneto” machen und auch das Castello besichtigen. In der Nachbarschaft gibt es viele Lokale, die während der Sommermonate entsprechende Sitzterrassen aufbauen, damit Sie im Freien ein erfrischendes Getränk zu sich nehmen können. Um in das historische Zentrum zu gelangen, muss man unter einem der antiken Portale durchgehen, von denen es insgesamt fünf Stück gibt, wobei die “Porta delle Saline” das einzige perfekt erhaltene Portal ist.
Nehmen Sie dann die Fahrt mit dem Motorrad wieder auf, und fahren Sie zunächst an der Strandpromenade V. Veneto entlang in Richtung der nächsten Etappe Santa Margherita Ligure, um dann der SS27 zu folgen. Insgesamt liegen nur vier Kilometer zwischen den beiden Städten. Die Bucht, in der sich der Borgo (das alte Dorf) befindet, ist wirklich sehr schön, und auch hier lohnt sich ein Spaziergang am Meer entlang, an der “Calata Vittorio Emanuele”. Nicht weit entfernt befindet sich eine antike Burg, welche seinerzeit während der Seerechtsrepublik Genua zu Verteidigungszwecken erbaut wurde. Auf der Spitze des Hügels kann man die Kirche von San Giacomo und die Villa Durazzo Centurione mit ihren umliegenden Gärten erkennen.
Nach Santa Margherita Ligure wartet bereits eine weitere wunderschöne und berühmte ligurische Stadt auf Sie: Portofino. Sie ist relativ schnell zu erreichen, und auf dem Weg dorthin können Sie erneut die Aussicht genießen, denn ordentlich “Gas” zu geben, lohnt sich hier nicht. Lassen Sie diesen schönen Ort, der in einer halbmondförmigen Bucht eingeschlossen ist, auf sich wirken, mit seinem türkisfarbenen und kristallklaren Meer und den äußerst farbenfrohen Häusern, so wie man sie auch in vielen anderen ligurischen Dörfern findet. Auch hier gibt es eine schöne Piazzetta mit Blick aufs Meer, wo man etwas trinken oder ein Eis essen kann.
Von Sestri Levante nach Varese Ligure
Wir starten vom Meer aus in das leuchtende Grün des Hinterlandes. Der Ausgangspunkt ist das Vorgebirge, welches die Buchten “Baia del Silenzio” und “Baia delle Favole” in Sestri Levante beherbergt. Diese beiden wunderschönen Einbuchtungen besitzen breite Sandstrände und ein sehr klares Meer, dahinter liegen die bunten typisch ligurischen Häuser. Bevor Sie dann wieder auf den Sattel steigen, sollten Sie einen Spaziergang durch das historische Zentrum unternehmen, denn die Via XXV Aprile ist absolut sehenswert – eine Straße voller Geschäfte, Boutiquen, Eisdielen und Lokale. In Sestri Levante gibt es zahlreiche historische Herrenhäuser und Villen. Einen Besuch verdient die romanische Kirche von San Nicolò, der Turm, in dem Guglielmo Marconi seine Experimente machte, die alte Festung auf der Insel (heute: Grand Hotel dei Castelli), das ehemalige Kloster “Convento dell’Annunziata” sowie die Kirche von San Pietro in Vincoli.
Nun geht es weiter in Richtung Val Petronio. Halten Sie unbedingt an, sobald Sie an der Kirche San Giovanni Battista auf dem Hügel von Candiasco hinter Borzonasca angekommen sind, denn dort hat man einen atemberaubenden Blick über das gesamte Tal.
Danach überqueren Sie das Val Frascarese, wo man viele Karsthöhlen finden kann, in denen prähistorische Objekte gefunden wurden. Die erste Ortschaft, auf die Sie dann treffen, ist Castiglione Chiavarese, wo es viele Olivenhaine und Weinberge gibt, und von wo aus Sie eine tolle Aussicht genießen können. Danach kommen Sie nach Velva, wo sich das Heiligtum der “Madonna della Guardia” befindet und das bäuerliche Kulturmuseum.
Die Reise ist jetzt fast beendet, denn es ist nun nicht mehr weit bis nach San Pietro Vara und somit bis zum schönen “runden” Dorf von Varese Ligure (es aufgrund der Anordnung der Häuser in der Altstadt so genannt), welches als eines der schönsten Dörfer Italiens gilt. Machen Sie einen Spaziergang innerhalb des bewohnten Teils und werfen Sie einen Blick auf das “Castello dei Fieschi”. Diese Ortschaft in der Provinz La Spezia ist berühmt dafür, der erste italienische Ort mit biologischer Produktion gewesen zu sein, daher ist der Kauf lokaler Produkte ein unbedingtes Muss!
Vom Golfo dei Poeti bis hin zu den Cinque Terre
Diese Strecke sollte man nicht verpassen, wenn man mit dem Motorrad unterwegs ist und sich in diesem Landesteil befindet, denn hier kann man alle Schönheiten der Provinz La Spezia auf einen Schlag sehen.
Gestartet wird direkt vom Hauptort La Spezia aus. Die Stadt liegt in der Mitte des Golfs, auf halbem Weg zwischen Lerici und Porto Venere. Bevor Sie die Reise in das Gebiet der “Cinque Terre” antreten, machen Sie einen Spaziergang entlang der Küste, auf der Morin-Promenade. Die Allee ist lang und grenzt an einige Blumengärten. Zunächst treffen Sie dabei auf die erst vor kurzem erbaute Brücke “Thaon de Revel”, über die Sie zum Touristenhafen Mirabello gelangen. Ebenfalls am Anfang der Morin-Promenade befindet sich ein ausgezeichnetes und preisgünstiges Restaurant, wo Sie Meeresgerichte probieren können. Auf der gegenüberliegenden Seite beginnt der “Molo Italia”, an dessen Ende Sie auf den roten Leuchtturm treffen.
Um das historische Zentrum zu besuchen, müssen Sie die Viale Italia überqueren, welche entlang der Gärten der Promenade “Passeggiata Morin” verläuft, dann die Via Chiodo, um schließlich die Via Prione zu erreichen. Dieser Bereich ist eine komplette Fußgängerzone und erstreckt sich bis zur Piazza Verdi. Sehenswert hier: die antiken Palazzi und das Castello San Giorgio.
Jetzt heißt es wieder: auf das Motorrad und weiter in Richtung Viale Fieschi und somit Porto Venere. Entlang dieser Straße, die auch “Napoleonica” genannt wird, treffen Sie auf die kleinen und charmanten Dörfer am Meer: Marola, Cadimare, Fezzano und Le Grazie. Die Straße erlaubt generell keine starken Beschleunigungen, ausgenommen kurze Abschnitte, bedingt durch die Tatsache, dass man sich innerhalb bewohnter Gegenden befindet. In Porto Venere können Sie einen Spaziergang entlang der Calata Doria machen, wo sich die Palazzata der bunten Häuser befindet. Von der Küste aus sehen Sie die Insel Palmaria, die Sie mit dem Boot erreichen können. Am Ende des Spaziergangs befindet sich auf einem Felsvorsprung die eindrucksvolle Kirche San Pietro. Oben auf dem Hügel, befinden sich die Überreste des Castello Doria. Bevor Sie sich wieder auf den Weg machen, bummeln Sie über die Via Cappellini, die Gasse der Altstadt, in der Sie viele Handwerksläden und Lokale finden, die zum Einkehren einladen.
Die nächste Etappe ist Riomaggiore. Um dorthin zu kommen, fährt man erneut über die Napoleonica und nimmt dann die “Litoranea”, eine wahre Panoramastraße! Zwischen einer Kurve und einer Geraden kann man die gesamte Stadt sehen, mit dem Militärarsenal im Vordergrund und Lerici im Hintergrund. In Höhe der Fraktion von Biassa fährt man in einen Tunnel hinein, bei dessen Ausfahrt man das Meer der Cinque Terre vor sich sieht. Ab hier beginnt ein ganz besonderes Szenario, gebildet aus Steinen, Häusern, die über den Felsen gebaut wurden, sowie Hügel mit Weinbergen, die nach der typischen Terrassenmethode und mit Trockensteinmauern angelegt wurden. Um die darunterliegenden Dörfer zu besuchen, müssen Sie das Motorrad verlassen und den Weg entweder zu Fuß oder mit dem Bus zurücklegen. Aber Sie werden sehen, dass die „Anstrengung“ sich lohnt und mit der Schönheit der Orte belohnt wird. Die einzige Ortschaft der Cinque Terre, die keinen direkten Zugang zum Meer hat, ist Corniglia, nach Manarola, da sie auf einer hundert Meter hohen Klippe erbaut wurde. Danach kommt Vernazza, von vielen als das schönste der fünf Dörfer angesehen, da es sehr an Portofino erinnert.
Passen Sie gut auf, wenn Sie mit dem Motorrad fahren, denn es gibt oftmals uneinsichtige Kurven, und die Straße ist an vielen Stellen recht schmal.
Monterosso ist die letzte der “Cinque Terre” und gleichzeitig die größte und die einzige mit breiten Stränden. Die schönste der Cinque Terre dagegen -aufgrund des türkisfarbenen Wassers- ist Fegina, am Fuß des Bahnhofs gelegen.
Auf dem Weg zum Passo del Bracco – mit Start von Brugnato aus
Auch Brugnato ist eines der schönsten Dörfer Italiens und liegt im Tal des Flusses Vara. Sein historisches Zentrum ist wirklich sehr schön und gut erhalten. Besuchen sollte man die “Cattedrale dei Santi Pietro, Lorenzo e Colombano”, welche sich auf dem Gebiet einer antiken frühchristlichen Nekropole befindet, das “Convento dei Padri Passionisti” (Kloster der Passionisten), sowie das “Santuario (Heiligtum) di Nostra Signora dell’Ulivo”, welches auf einem Hügel außerhalb der Stadt liegt. Etwas außerhalb des Ortes, nahe der Autobahnausfahrt, befindet sich das “Shopinn Brugnato 5Terre”, das einzige Outlet in Ligurien – nur für den Fall, dass Sie ein wenig Shopping machen wollen. Vor der Abfahrt sollten Sie allerdings noch einige lokale Produkte erwerben, denn auch Brugnato betreibt Bio-Anbau und eine entsprechende Bio-Produktion.
Sobald Sie gestartet sind, halten Sie sich in Fahrtrichtung Carrodano. Dabei kommen Sie durch einen schönen Kastanienwald, bevor Sie den Ort erreichen. Carrodano ist in zwei Fraktionen unterteilt: Carrodano Sottano und Carrodano Sopran, einst von der Diözese Brugnato und von der Malaspina Familie dominiert. Ab Sottano nehmen Sie die Aurelia und folgen den Hinweisschildern nach Mattarana, bis Sie nach Carrodano Superiore kommen, wo noch immer die Reste des Hospizes von San Nicolao zu finden sind. Nachdem Sie Carrodano besichtigt haben, setzen Sie die Fahrt in Richtung Mattarana -einer kleinen von Wäldern und bebauten Feldern umgebenen Fraktion- fort. Sollten Sie nochmals Halt machen wollen: Im westlichen Teil der Region gibt es einen im Jahre 1960 künstlich angelegten See, der dazu dient, die Felder zu bewässern. Von dort aus hat man eine fantastische Aussicht auf die Apuanischen Alpen.
An diesem Punkt ist es dann nicht mehr weit bis zum “Passo del Bracco”. Sie werden es daran merken, dass die Straße immer mehr ansteigt. Es gibt viele Kurven und Haarnadelkurven auf dieser Strecke, daher ist dieser der beliebteste Ort unter den Motorradfahrern der Gegend. Aber auch diejenigen, die von außerhalb kommen, lieben diese Strecke. Fast scheint es so, als sei der Asphalt geradezu perfekt für das Motorradfahren geeignet. Denkbar einfach also, in dieser Gegend auf “Kollegen auf zwei Rädern” zu treffen! Wie von vielen anderen Bergstraßen Liguriens aus bietet sich einem auch hier ein herrlicher Panoramablick, sowohl auf die Hügel als auch auf das Meer.
Sobald man dann in der Ortschaft Casa Marcone den Gipfel des Passes erreicht hat, ist der Moment gekommen, eine Pause einzulegen und die Natur zu genießen.
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